KÄRNTNER ABWEHRKÄMPFERBUND                                       .

                   Bezirksleitung Lavanttal

 

                                                         
 
Im Dienst für unsere Heimat

November 2024
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Ein Tal kämpft um Freiheit

Ganz Kärnten an Jugoslawien

 

Der sogenannte „Slowenische Volksrat“ forderte zeitweilig ganz Kärnten für Jugoslawien, stellte aber alsbald seine Forderungen dahingehend zurück,  dass er das Gebiet Kärntens, das südlich der Linie Lavamünd – Völkermarkt- Klagenfurt – Villach – Hermagor lag, für den neuen Staat im Süden beansprucht. In den Wirren des Zusammenbruchs und der Auflösung der Monarchie schien die Zeit hierfür gekommen zu sein und die Dinge nahmen auch im Lavanttal ihren Lauf.

 

Bereits Anfang November 1918 waren die deutschen Gendarmerieposten im Mießtal von slowenischen Freischärlern vertrieben, und der bereits auf steirischem Gebiet liegende Bahnhof Unterdrauburg besetzt worden. Dadurch war man im Lavanttal hellhörig geworden. Leutnant Gönitzer stellte aus Freiwilligen in Unterdrauburg eine Ortswache zusammen und sperrte mit Posten die Straßenbrücke zum Bahnhof und die Eisenbahnbrücke. Unter tragischen Vorkommnissen gelang es jedoch am 3. Dezember 1918 den Slowenen, in den deutschen Markt Unterdrauburg einzudringen und diesen zu besetzen. Die Slowenen besetzten am gleichen Tag auch Lavamünd, stellten am Bahnhof in Ettendorf eine Wache auf und trafen am Abend des gleichen Tages in St. Paul ein. Ihr Oberleutnant Jurkowitsch erklärte dem St. Pauler Stationskommandanten, Oberstleutnant Anton Fürnschlief, dass sie im Auftrag von General Majster aus Marburg gekommen waren, um Ordnung zu halten. Die deutsche Verwaltung  wurde abgesetzt und an mitgekommenen Slowenen übertragen.

 

Der Abwehrkampf beginnt

 

Der Plan, die ungebetenen Eindringlinge aus dem Lavanttal zu vertreiben, wurde schon am ersten Abend der Besetzung von heimischen Reserveoffizieren gefasst. Zusammen mit dem in Wolfsberg aufgestellten “Volkswehrbaon Nr. 10 (Kommandant Dipl.-Ing. Valentin Maierhofer) gelang es am frühen Morgen des 27. Dezember 1918 ohne eigene Verluste, den Markt St. Paul zu befreien. Leider wurde der weitere Vormarsch nach Lavamünd – Unterdrauburg von St. Paul aus viel zu spät angesetzt. Durch einen Feuerüberfall der zurückweichenden Slowenen beim „Altacherwirt“ wurden die Lavanttaler derart aufgehalten, dass man erst am späten Abend in Lavamünd eintraf und dort nächtigte. Bei diesem Feuergetümmel musste der erste Tote beim "Altacherwirt" beklagt werden, es war dies der St. Georgener Schneidermeister Burghart Ozwirk. Als man am frühen Morgen zur Befreiung des Marktes Unterdrauburg aufbrach, war bereits die Chance der Überraschung vertan und es unterblieb aus nicht ganz geklärten Zusammenhängen, die damals durchaus mögliche Befreiung. Aber auch sie hätte Unterdrauburg kaum für Österreich gerettet, denn dieser wichtige Verkehrspunkt wurde auch später von der Volksabstimmung ausgeklammert.

 

Im Lavanttal wurde eine zusammenhängende Frontlinie, bestehend aus Feldwachen und Stützpunkten, aufgebaut. Über Anordnung des Kärntner Landesbefehlshabers, Oberstleutnant Ludwig Hülgerth, wurde Oberstleutnant Kornelius Umfahrer Kommandant aller Formationen im Lavanttal, wobei er den Namen „Unterbefehlshaber“ führte. Ihm unterstellt war Oberstleutnant Anton Fürnschlief als Abschnittskommandant. Abgesehen von kleinen örtlichen Plänkeleien blieb die Frontlinie daher im Lavanttal bis zum 29. April 1919 ziemlich ruhig. An diesem Tag versuchte eine von Oberleutnant Cerne geführte slowenische Abteilung den Markt Unterdrauburg zu nehmen. Das Unternehmen endete aber mit der Gefangennahme der Slowenen am „Kreuzhof“, wobei auf Kärntner Seite der Korporal Georg Klingbacher verwundet wurde und drei Tage später im Krankenhaus Wolfsberg seinen Verletzungen erlag. Weitere sieben Männer und Frauen sind beim Gefecht am "Kreuzhof" gefallen. Auf Grund des allgemeinen Rückzuges der Eindringlinge  aus Kärnten fanden im Lavanttal keinerlei Kampfhandlungen in diesem Zeitabschnitt mehr statt und wurde Unterdrauburg und der ihm vorgelagerte Grenzraum am 7. Mai kampflos besetzt und gesichert. Durch die unklare Haltung der aus Wien zugeschobenen „Volkswehr“, die es ablehnte, an den Kampfhandlungen teilzunehmen, war die einmalige Chance verpasst worden, bereits am 5. oder 6. Mai 1919 den Vormarsch aus dem Lavanttal anzutreten, um im Raume Unterdrauburg  ein Entweichen  der slowenischen Verbände nach Marburg und Cilli zu verhindern. Dies sollte sich auch bitterlich rächen.

 

Die jugoslawische Niederlage in Kärnten, die mit der Vertreibung aller ihrer Truppen aus unserem Lande am 7. Mai 1919 abgeschlossen war, blieb nicht ohne Folgen. Gegen Kärnten wurde die 4. Serbische Armee, der neun Infanterieregimenter mit den dazugehörenden Artillerieeinheiten und dergleichen, aufgeboten. Der Hauptstoß musste sich, um Kärnten von Osten her zu erobern, gegen das Lavanttal richten. Tatsächlich ging etwa die Hälfte dieser Armee Ende Mai gegen das Lavanttal vor. Die Kampfhandlungen nahmen am Morgen des 28. Mai 1919 mit der Beschießung des Marktes Unterdrauburg ihren Anfang. Erwartete Initiativen der Steirer, zur Befreiung ihres besetzten Unterlandes waren gänzlich ausgeblieben, was den Kärntner bis zur heutigen Stunde einfach unverständlich erscheint. So richtete sich der ganze Druck der serbischen Armee vornehmlich auf den Raum Unteres Lavanttal. Und dennoch hielten die Volkswehreinheiten aus Kärnten und die Lavanttaler Freiwilligenformationen sowie Studenten aus Leoben und Forstschüler aus Bruck an der Mur, den Vormarsch derart auf, dass die Südslawen für die wenigen Kilometer von Unterdrauburg nach St. Paul, das am 2. Juni besetzt wurde, fünf Tage brauchten. Sie rückten an diesem Tage in den Raum Ragglbach – Maria Rojach – St. Jakob bei St. Andrä, Tabakfastl – Bierbaumer vor, während sich die Kärntner in den Raum nördlich von St. Andrä zurückzogen. Nachdem das Ziel der Slawen, den Gerichtsbezirk St. Paul zu besetzen, erreicht war, rückten sie nicht mehr weiter nach Norden vor. Die Lavanttaler Freiwilligen hatten sich einmalig geschlagen.

 

Siegreiche Volksabstimmung

 

Ende Juli 1919 zogen die Jugoslawen aus dem Lavanttal ab. Die einzige Abstimmungsgemeinde Lavamünd stimmte am 10. Oktober 1920 mit 92,9 % für den Verbleib bei Österreich und veränderte durch ihre Stimmenanzahl den Prozentsatz für Kärnten bedeutend.

 

 

Nur durch den Abwehrkampf kam es am 10. Oktober 1920 zu einer siegreichen Volksabstimmung in Kärnten. 59,04 % stimmten für den Verbleib bei Österreich.

 

Jenen aber, die freiwillig mit der Waffe in der Hand ihr Leben für die ungeteilte Heimat einsetzten, sei immerwährender Dank gesagt. Das Lavanttal hat im schwersten Abschnitt seiner Geschichte seinen Mann gestellt.

 

Der Kärntner Abwehrkampf forderte rund 280 Tote und 800 Verwundete auf Kärntner Seite. Aus diesem beispiellosen Einsatz für Volk und Heimat entfallen allein ca. 60 gefallene Frauen und Männer auf die Gemeinden aus dem Lavanttal. Der SHS-Staat hatten 150 Tote zu beklagen.

 

 

Dohr Josef

Wolfsberger auf der Flucht ins obere Lavanttal

Sitz der Bezirkshauptmannschaft in Reichenfels

 

 

Mai 1919: Gerüchte gingen in Wolfsberg um: „Unsere Linie ist durchbrochen, die Unseren müssen sich vor der Übermacht zurückziehen, die Serben folgen sengend und mordend“. Flüchtlinge kamen aus dem unteren Lavanttal. Auf den Wagen, was man in Eile mitnehmen konnte: Hausrat, Vorräte, sogar Mostfässer. Die Stimmung der Flüchtlinge war gereizt. Die Erregung der Wolfsberger steigerte sich noch mehr, als die Volkswehr auf ihrem Rückzug in Wolfsberg ankam. Die Artillerie bezog auf dem Schlossberg Stellung, rückte aber auf Bitten der Wolfsberger wieder ab und zog nach Frantschach weiter. Zwei serbische Flugzeuge erschienen und kreisten über die Stadt. Die Wolfsberger begannen zu packen und sich ins obere Lavanttal abzusetzen. Doch es war schwer vorwärts zu kommen, die Straßen waren mit Fuhrwerken restlos verstopft. Als letzte militärische Truppe verließen die Hochschüler aus Graz die Stadt Wolfsberg. Doch die Nacht war ruhig und die Serben kamen nicht. Aber auch das war nicht sicher.

Angst und Unsicherheit hat sich als Folge der Ereignisse im Süden nicht nur in der Bezirksstadt breit gemacht, sondern auch den noch weiter abgelegenen Orten bis nach Reichenfels. Wiederholt wurden Werbeversammlungen abgehalten, um Freiwillige für die bedrohte Kärntner Grenze zu finden. Da setzten neue heftige Angriffe der Serben ein. Reguläres Militär marschierte gegen St. Paul. Dringend ersuchte man nun aus Wolfsberg den Bürgermeister, alles zu tun, um auch aus Reichenfels Hilfe zu erhalten. Die Not sei groß und auch das obere Lavanttal in Gefahr, der Feind wolle bis auf die Obdacher Höhe vorrücken, hieß es. In aller Eile wurden wehrhafte Männer von Reichenfels zusammengerufen. Der Bürgermeister und 60 Mann meldeten sich und rückten am nächsten Tag nach Wolfsberg ab. Am gleichen Tag wurden sie ausgerüstet, als eigene Kompanie nach St. Paul gebracht und dort ging es noch in der Nacht an die Front.

Die Reichenfelser Kompanie geriet bald in schwere Bedrängnis und erhielt von drei Seiten Feuer. Ihr Anführer erklärte später, dass er im ganzen Krieg in keiner so misslichen Lage war. Zwei Mann wurden verwundet. Die Reichenfelser konnten dem Feind durch seine große Übermacht nicht mehr standhalten und zogen sich zurück.

Die Volkswehr, etwa 200 Mann, kamen auf dem Rückzug vom unteren Lavanttal nach Reichenfels. Später folgten Familien von St. Andrä und Wolfsberg. Die meisten suchten in Reichenfels Unterkunft, andere fuhren bis Obdach weiter.

 

Auch die Bezirkshauptmannschaft Wolfsberg hatte ihren Sitz nach Reichenfels verlegt.

Im Feuerwehrdepot waren ihre Kassen mit den wichtigen Akten verwahrt. Doch schon nach ein paar Tagen kamen beruhigende Nachrichten: Der Vormarsch der Jugoslawen war unter St. Andrä zum Stillstand gekommen.

Quartier hatte die Volkswehr im Schulhaus und im angrenzenden Pfarrhofgarten sowie in einzelnen Häusern genommen. Gekocht wurde im Schulhof.

 

 

Am Fronleichnamstag rückte auch die Volkswehr aus, und eine Kompanie gab die übliche Ehrensalve ab. Im Hirschenwirt-Garten stand Artillerie, die es sich nicht nehmen ließ, auch einige Schüsse abzugeben. Man versuchte es zunächst mit blinden Geschossen, deren Detonation aber nicht befriedigten. Daher gab man auch zwei scharfe Schüsse ab. Ein Geschoß schlug in der Nähe von St. Leonhard ein, das zweite im Wald auf der Peterer Seite. Etwa nach zwei Monaten wurde die Volkswehr wieder in das untere Lavanttal abgezogen.

 

 

 

Quelle: Eduard Schober. Das Lavanttal in den Stürmen der Zeit

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